Luigi Pirandello

Luigi Pirandello wurde am 28. Juni 1867 in einem Stadtteil von Agrigento mit mit dem sinnreichen Namen Caos (sic.!). Agrigento liegt an der Südküste Siziliens.

Dort kann auch sein Geburtshaus besichtigt werden.

Sein letzter Wille, Pirandello starb am 10. Dezember 1936, nämlich in in seinem Heimatort begraben zu werden, wurde erst 1961 erfüllt. Seitdem befindet sich in Agrigento auch sein Grab zusammen mit einer Mediathek mit Dokumenten aus dem Leben Pirandellos. Beide Elternteile, sowohl Stefano Pirandello wie auch seine Mutter Caterina Ricci Gramitto entstammen wohlhabenden, der Vater war Besitzer einer Schwefelgrube, antibourbonisch gesinnten Familien. Die sizilianischen Bourbonen waren eine Nebenlinie der spanischen Bourbonen. Mit der Einigung Italiens unter Garibaldi, die Episode wird im Roman angesprochen, endet das Königreich der Bourbonen in Italien. Der Vater, Stefano Pirandello, hatte aktiven Anteil an dem von Garibaldi geführten „Risorgimento“, also an der „Wiedervereinigung“ Italiens. Die Familie der Mutter war, als diese dreizehn Jahre alt war, aufgrund der politischen Tätigkeiten des Vaters von den Bourbonen nach Malta ins Exil geschickt worden. 1880 übersiedelte die Familie nach Palermo. In Palermo beginnt er auch Jura und Romanistik zu studieren. 1887 zieht er noch Rom, um dort Romanistik zu studieren. 1891 kommt es zu einem Konflikt mit einem Professor, einem gewissen Onorato Occioni, der einen Text aus dem Lateinischen falsch übersetzt und von Pirandello öffentlich korrigiert wird. Um weiteren Konflikten aus dem Weg zu gehen, zieht Pirandello deshalb nach Bonn, wo er sein Studium mit einer Doktorarbeit über den Dialekt von Agrigento abschließt. Drei Jahre später, im Jahre 1894, heiratet er Antonietta Portulano. 1897 nimmt er eine Professur für Italienisch an. 1903 wird die Schwefelmiene seines Vaters geflutet,
was der finanzielle Ruin der Familie ist. Im selben Jahr erkrankt auch seine Frau Antonietta an einer psychotischen Störung und muss letztlich dauerhaft stationär behandelt werden. 1905 erscheint der hier abgebildete und auch finanziell erfolgreiche Roman Il fu Mattia Pascal. Im ersten Weltkrieg gerät sein Sohn Stefan in österreichische Gefangenschaft. 1924 gründet er mit Unterstützung des faschistischen Italiens ein Theater, dem allerdings der finanzielle Erfolg versagt blieb. In den Jahren 1924 bis 1928 führt eine Tournee durch Europa und Südamerika. 1934 erhält er den Nobelpreis.

Der Roman Il fu Mattia Pascal ist sprachlich sehr anspruchsvoll. Man wird ihn wohl dreimal lesen müssen. Einmal mit Übersetzung ganz langsam ohne Ton, dann nochmal mit Ton und mitlesend und dann nur Ton. Wer es dann versteht, spricht sehr, sehr gut Italienisch. Literarisch ist der Roman grenzwertig und gehört sicher nicht zu den Lieblingsbüchern des Autors dieser Zeilen. Was Pirandello uns mit seinem Werk sagen will, erscheint dem Autor dieser Zeilen nicht einsichtig. In Kommentaren lesen wir immer wieder, dass es in dem Roman um die Identität gehe, die mangelnde Lebenstüchtigkeit des Protagonisten, die Unmöglichkeit, die Ereignisse zu steuern und um die in Frage Stellung der menschlichen Erkenntnisfähigkeit. Das mag ja sogar alles sein, aber dem Autor fallen da zu jedem Thema ein paar Hundert Romane ein, die diese Themen suggestiver behandeln. Man kann es noch krasser ausdrücken. Der Verlust an Identität des Protagonisten wird allein anhand formaler Aspekte problematisiert, er existiert nämlich schlicht für die öffentliche Ordnung nicht, kann also niemanden heiraten, anzeigen, eine Wohnung mieten etc.. Die Darstellung der “Identitätskrise” ist also ziemlich platt. Die Figur Mattia Pascal wäre für einen Spionage- oder Kriminalroman, wo irgendjemand seine wahre Identität verbirgt, ausreichend gewesen, als Beschreibung einer existentiellen Situation des Menschen ist die Darstellung reichlich banal. Keine der Fragen, die man mit Identität verbindet, die berühmte über dem Orakel zu Delphi, erkenne dich selbst, auf die Marcel Proust eine Antwort gibt, noch die andere, dass ein Mann ohne Eigenschaften aus Eigenschaften ohne Mann bestehen kann, oder sonst irgendetwas Existenzielles, wird diskutiert. Es mag auch stimmen, dass die Zukunft nicht vorhersehbar ist, doch was Mattia Pascal angeht, wäre sie vorhersehbar, wenn dieser alle Tassen im Schrank hätte. Und ja, über die Möglichkeiten der Erkenntniss kann man diskutieren, doch ist das Thema durch eine wilde Ansammlung von Plattitüden kaum erschöpfend behandelt. Mag der Roman aus literarischer Sicht nicht überzeugen, zum Italienisch lernen, auf sehr hohem Niveau, ist er geeignet. Sollte er noch jemandem gefallen, um so besser.

 








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