15.1 Präpositionen - Einführung

Manche Leute sprechen bei Fremdsprachen von Kernproblemen, das sind in den romanischen Sprachen eben der Konjunktiv und das Zeitensystem, der Rest sind dann "minor problems". Zu letzteren gehören Präpositionen, Konjunktionen und Adverbien. Diese Ansicht muss man nicht teilen, denn tatsächlich handelt es sich hierbei teilweise um haarige Angelegenheiten, weil es erhebliche Unterschiede in der Verwendung gibt, die eine Sprache Differenzierungen vornimmt, die die andere nicht vornimmt und teilweise allein schon die Bestimmung, um welche Wortart es sich überhaupt handelt, schwierig ist.

Angemerkt sei aber noch, dass der Autor weniger an einer bestimmten Systematik interessiert ist, als an einer didaktisch sinnvollen Darstellung. Es werden nur die Präpositionen dargestellt, die problematisch sind. Problematisch sind sie, wenn keine eins zu eins Beziehung besteht. Pronomen wie con / mit, sotto / unter, contro / gegen, bei denen eine eins zu eins Beziehung besteht, werden kurz abgehandelt. Bei den problematischen Präpositionen geht es um drei Phänomene:

1) Unterschiede in der Verwendung
Im Prinzip wäre es Jacke wie Hose, man könnte "über" jemanden sprechen und "von" jemandem sprechen. Im Deutschen spricht man aber "über" jemanden, im Italienischen "von" jemandem.
Si parla molto di lui.
Man spricht viel über ihn.

2) Differenzierung werden in der einen Sprache vorgenommen, nicht aber in der anderen.
Im Deutschen wird zum Beispiel unterschieden, ob ein direkter Kontakt besteht oder nicht.

Das Glas steht auf dem Tisch.
Die Lampe hängt über dem Tisch.

Das Italienische kennt zwar zwei Wörter für auf / über, nämlich sopra und su, aber beide unterscheiden nicht zwischen einer Situation, bei der ein direkter Kontakt besteht und einer Situation, bei der ein direkter Kontakt eben nicht besteht.
Il bicchiere è sopra / sulla tavola. (Das Glas steht auf dem Tisch.)
La lampada è appesa sopra / sulla tavola. (Die Lampe hängt über dem Tisch.)

3) Probleme bei der Abgrenzung: Konjunktion <=> Präposition, Präposition <=> Adverb, Konjunktion <=> Adverb
Es ist inzwischen hinlänglich deutlich geworden, dass sich der Autor für Philologenmüll, also für irgendwelches abstraktes Gebrabbel ohne praktischen Nutzwert, nicht wirklich interessiert. In den folgenden Kapiteln wird aber an und an gemischt, das heißt im Kapitel Präpositionen tauchen Konjunktionen und Adverbien auf, im Kapitel über die Konjunktionen auch Präpositionen und Adverbien. Das geschieht dann, wenn der Autor dies für didaktisch sinnvoll hält. Um hier eventuell entstehenden Verwirrungen vorzubeugen, noch ein paar Bemerkungen zu den Schwierigkeiten in der Abgrenzung. Wie schon öfter erwähnt, gibt es rechts oben einen Link, da steht, kaum zu übersehen, weiter. Aber um der Wahrheit die Ehre zu geben, so richtig sicher ist sich der Autor auch nicht, ob es sich nicht doch lohnt, das unten Beschriebene mal durchzulesen. Es handelt sich um ein allgemeines Problem, das Ihnen immer wieder begegnen wird, wenn Sie eine Fremdsprache lernen.

Inhaltlich gesehen ähneln sich Konjunktionen und Präpositionen sehr stark, denn beide stellen Beziehungen her. Die Unterschiede bestehen im Folgenden.
a) Zumindest im Deutschen verlangt eine bestimmte Präposition einen bestimmten Fall, bzw. wenn ein und dieselbe Präposition unterschiedliche Fälle nach sich ziehen kann, dann beeinflusst dies auch die Bedeutung der Präposition.
Jede Präposition verlangt einen bestimmten Fall
Er steht auf dem Tisch. (Dativ)
Er glaubt nicht an ihn. (Akkusativ)
Während des Essens erzählt sie ihm alles. (Genitiv)
Wenn unterschiedliche Fälle möglich sind, ändert sich der Inhalt
Die Kinder gehen in die Schule. (Die Kinder gehen barfuß in die Schule.)
Die Kinder gehen in der Schule. (In der Schule gehen die Kinder barfuß.)
Im Italienischen, Spanischen, Französischen und Englischen erzwingen die Präpositionen ein anderes Register an Personalpronomen, die sogenannten betonten in den romanischen Sprachen und die object pronouns im Englischen.
Deutsch: Sie sprechen über mich. (nicht: ...über ich)
Englisch: The are talking about me. (nicht: ... about I)
Französisch: Il parlent de moi. (nicht: ... de je oder de me)
Italienisch: Stano parlando di me. (nicht: ...di io oder di mi)
Spanisch: Están hablando de mi. (nicht: ...de yo oder de me)
Folgt jedoch ein normales Substantiv, dann kann in den romanischen Sprachen und im Englischen kein bestimmter Fall folgen, denn diese Sprachen haben gar keine Fälle, bzw. sie bilden diese nicht organisch, durch eine Änderung des Wortes selbst, sondern durch Präpositionen. Pragmatisch lässt sich also (im Deutschen) eine Konjunktion von einer Präposition dadurch unterscheiden, dass die Präposition einen bestimmten Fall erzwingt, die Konjunktion jedoch nicht. Hat man es also mit einem Wort zu tun, das sowohl Präposition, wie auch Konjunktion sein kann, dann braucht man nur zu schauen, ob ein bestimmter Fall erzwungen wird. Ist dies der Fall, handelt es sich um eine Präposition, wenn nicht, um eine Konjunktion.
Präposition: Während des Essens, hat sie mir die ganze Geschichte erzählt. (Genetiv)
Konjunktion: Während sie arbeitet, schlief er im Garten.

Es gibt Wörter, die können sowohl Präposition wie auch Adverb sein, das heißt, sie können sowohl eine logische / räumliche / zeitliche Beziehung aufdecken, aber auch die Art, wie das durch das Verb geschilderte Ereignis durchgeführt wurde, näher beschreiben.

Präposition <=> Adverb

Präposition
Gelegentlich seines Geburtstages, schickten sie ihm eine Karte
Adverb
Er kommt gelegentlich vorbei, um nach dem Rechten zu schauen.

Das Beispiel oben ist ein Extrembeispiel, weil der Satz "Er kommt gelegentlich vorbei..." gar kein Objekt hat und folglich müsste man sich schon ziemlich anstrengen, um darzulegen, dass hier die Verhältnisse eines Objektes in Bezug zu einem anderen Objekt geklärt werden. Allgemeiner kann man sagen, dass Adverb steht nach dem Verb und hat keinen weiteren Einfluss auf das Satzgefüge, erzwingt insbesondere keinen besonderen Fall.

Adverb
Er schrie laut.
Er hielt sich immer abseits.
Präposition
Laut seiner Aussage, hat er zu diesem Zeitpunkt geschlafen.
Der Bauernhof lag etwas abseits des Dorfes.

Weiter kann das Adverb in der Regel entfallen, es liefert in der Regel nur eine zusätzliche Information, der Satz selbst aber hat auch ohne das Adverb eine Bedeutung (Er schrie laut <=> Er schrie). Eine Präposition allerdings kann nicht entfallen, ohne sie wird der Satz sinnlos (Laut seiner Aussage, hat er...." <=> Seiner Aussage, hat er...).

Adverbien / Präpositionen / Konjunktionen / Pronomen
Bei Wörtern wie trotzdem, weshalb, davor, worüber wird es nun richtig bunt, allerdings ist das nur im Deutschen so prächtig, andere Sprachen kennen diese bizarren Wortarten, die zwischen Adverbien, Präpositionen, Konjunktionen und Pronomen stehen, nur in weit geringerem Umfang. Im Deutschen haben diese bizarren Gebilde so nette Namen wie Pronomialadverbien, Konjunktionaladverbien, Relativadverbien etc. etc.. Außer den Ausdrücken, die Sie in der Literatur finden, können Sie aber nach eigenem gusto noch ein paar hinzufügen, zum Beispiel, Pronominalkonjunktion. Wir diskutieren ein paar Konstellationen und lassen es dann auf sich beruhen. Irgendwo eingestreut in die Kapitel Präpositionen, Adverbien und Konjunktionen werden sie dann wieder auftauchen. Wir führen jetzt einen ganzen Haufen Begriffe ein (Präpositionalpronomen, Konjunktionalpronomen), die sie am besten gleich wieder vergessen, denn sie sind nicht eingeführt, sind Erfindungen des Autors. Die Begriffe, die man tatsächlich in der Literatur finden kann, haben ein Ausrufezeichen.


Pronominaladverb (!)
Pronomialadverbien beschreiben die Begleitumstände eines Ereignisses, zum anderen stehen sie aber auch für etwas. Weiß man nicht für was sie stehen, ist der Satz sinnlos.

Damit kann er es machen.

Das "damit" ist einerseits eine adverbiale Bestimmung der Art und Weise ("Er kann es mit dem Schraubenschlüssel machen") andererseits ist es aber auch ein Pronomen, denn es steht für etwas, nämlich, in diesem Beispiel, für den Schraubenschlüssel.

Präpositionalpronomen
Davor hab ich keine Angst.

Der Begriff Präpositionalpronomen ist nicht eingeführt, hat aber eigentlich soviel Existenzberechtigung wie der tatsächlich eingeführte Begriff Pronominaladverb. Löst man den Satz auf, hat man schlicht eine Präposition mit einem Personalpronomen / Objekt.

Vor ihm habe ich keine Angst.

Bei der aufgelösten Konstruktion ist weit und breit kein Adverb und keine Konjunktion in Sicht, sehr wohl aber eine Präposition und ein Pronomen, wir finden also, dass Präpositionalpronomen ein guter Name für das Kind wäre.

Konjunktionaladverbien (!)
Wir waren pleite, wodurch wir gezwungen waren, nach Hause zu fahren.

Das wodurch stellt rückbezüglich einen Bezug zur Ursache des Malheurs her ("wir waren Pleite"). Weil es also eine adverbiale Bestimmung referenziert, kann man es als Adverb bezeichnen. Es tut aber nicht nur das, sondern es stellt, wie eine Konjunktion, eine logische Beziehung her, in diesem Falle eine kausale, und ist insofern eine Konjunktion.


Pronominalkonjunktion
Der Begriff Pronominalkonjunktion ist nicht eingeführt, ihn würde aber der Autor wählen. Denn die Aussage des Dudens erscheint ihm bedenklich.

"Die Konjunktionaladverbien sind Adverbien, die Gegebenheiten oder Sachverhalte zueinander in Beziehung setzen und dadurch auch miteinander verbinden."

Duden, Die Grammatik, 4 Auflage, Mannheim 1995, Seite 363

Der Satz hat das Problem, dass er den entscheidenden Zusammenhang zwar behauptet, aber nicht beweist. Er behauptet schlicht, dass Konjunktionaladverbien Adverbien sind. Begründet wird dies allerdings nicht, aber das wäre der eigentlich spannende Teil. Konjunktionaladverbien wären Adverbien, wenn sie einen Bezug hätten zu einem Adverb, genau dies verneint der Satz aber, denn es wird behauptet, dass Gegebenheiten oder Sachverhalte zueinander in Beziehung gesetzt werden. Eine Gegebenheit oder ein Sachverhalt ist aber eben kein Adverb oder eine adverbiale Bestimmung. Ein Adverb oder eine adverbiale Bestimmung beschreibt die näheren Umstände einer Gegebenheit oder eines Sachverhaltes, ist aber selber keine Gegebenheit.

Er ging mir auf die Nerven, somit hatte ich auch keine Lust, ihm zu helfen.

Einen kompletten Satz wie "er ging mir auf die Nerven" als adverbiale Bestimmung zu interpretieren, ist ziemlich gewagt, denn wenn ein ganzer Satz schon eine adverbiale Bestimmung an sich ist, was ist dann eine adverbiale Bestimmung? Ich würde sagen, man durchdenkt jetzt nicht alles neu, und belässt es dabei, dass adverbiale Bestimmungen die näheren Umstände sind, also Teil eines Satzes, aber nicht der Satz selbst. Sprachlich ist der Satz des Duden übrigens brillant. "....Sachverhalte zueinander in Beziehung setzen und dadurch auch miteinander verbinden." Also wenn man etwas zueinander in Beziehung setzt, dann verbindet man es auch. Yo, det is richtig, wenn man etwas verbindet, ist es anschließend verbunden, wäre ja noch schöner, wenn dem nicht so wäre.

Der Begriff Pronominalkonjunktion ist deshalb günstiger, weil er darauf abstellt, dass ein Sinnzusammenhang / eine Idee / ein Satz durch ein Pronomen vertreten wird.

Er hatte seinen Geldbeutel verloren, weswegen er die Rechnung nicht bezahlen konnte.

Weswegen vertritt hier einen ganzen Sinnzusammenhang ("Er hatte seinen Geldbeutel verloren") insofern ist weswegen ein Pronomen, es stellt aber auch einen logischen Zusammenhang her, in diesem Falle einen kausalen, und deswegen ist es eine Konjunktion. Der Begriff Pronominalkonjunktion wäre wesentlich treffender als der Begriff Konjunktionaladverb.

Die Fragen, die uns also im Folgenden ab und an beschäftigen werden und die dazu führen, dass mehrere Präpositionen zusammen dargestellt werden oder die Präposition zusammen mit der Konjunktion und dem Adverb behandelt wird, sind also durch folgende Tatsachen bedingt. (Nebenbemerkung: So spitzfindig, wie es scheint, ist das nicht. Man kann tonnenweise Diskussionen zu der Thematik in allen möglichen Foren finden, weil es manchmal ein Problem ist. )

1) Viele Präpositionen werden in der einen Sprache räumlich, zeitlich und metaphorisch verwendet, aber nicht in der anderen.
Zeitlich  
Prima di mangiare, si lava le mani.
Vor dem Essen, wäscht er sich die Hände.
Räumlich
La mia macchina sta davanti a casa.
Mein Auto steht vor der Tür.
2) Klare Trennung zwischen Präposition, Konjunktion und Adverb oder auch nicht
Durante le vacanze ci siamo visti molto spesso. (Präposition)
Während der Ferien, haben wir uns oft gesehen.
Mentre lei cucinava, io leggevo il giornale. (Konjunktion)
Während sie kochte, las ich die Zeitung.
3) Die eine Sprache macht inhaltliche Unterscheidungen, die die andere nicht macht
Il fuoco è scoppiato dentro la casa, non fuori.
Das Feuer ist im Haus ausgebrochen, nicht außerhalb.
I bambini stanno nel giardino.
Die Kinder spielen im Garten.
4) Ein Wort kann in der einen Sprache Präposition und Adverb sein, in der anderen nicht
Adverb
Vado su!
Ich gehe hinauf.
Präposition
Il libro è sulla tavola.
Das Buch liegt auf dem Tisch.

5) Die oben beschriebenen eigenartigen Konstrukte wie Präpositionalpronomen (davor, dahinter, danach etc.), Pronominalkonjunktion (weswegen, trotzdem etc.) sind im im Italienischen selten. Sie werden im Italienischen entweder durch eine reine Konjunktion wiedergegeben oder durch eine Präposition + Pronomen.
Wiedergabe durch reine Konjunktion
La sua macchina era rotta, perciò non poteva venire.
Sein Auto war kaputt, deswegen konnte er nicht kommen. 
Wiedergabe durch Präposition + Pronomen
La sua macchina era rotta, per questo non poteva venire.
Sein Auto war kaputt, deswegen konnte er nicht kommen.


Über diese Unterschiede (andere Beispiele über / oberhalb, über / über ...hinweg) wird man sich unterhalten müssen. So, jetzt reicht es aber an Theorie. Zurück zu Italienisch.



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