16.5 Temporale Konjunktionen

(quando, finché, fin quando, fintantoché, da che, da quando, dopo che, prima che, mentre, intanto che, (non) appena, ogni qual volta, ogni volta che, ora che)

Temporale Konjunktionen sind vergleichsweise angenehm, die zeitlichen Beziehungen sind immer einfach zu durchschauen. Ein Ereignis kann vorzeitig, gleichzeitig oder nachzeitig zu einen anderen Ereignis stattgefunden haben und es kann bis zu einem bestimmten Zeitpunkt andauern oder ab einem bestimmten Zeitpunkt beginnen. Das ist ganz unmittelbar einsichtig.

Allerdings können wir bei den temporalen Konjunktionen zwei Typen unterscheiden:

a) Konjunktionen, die immer den indicativo nach sich ziehen.
b) Konjunktionen, die in Abhängigkeit vom Kontext den congiuntivo oder den indicativo nach sich ziehen.

Da wir bereits wissen, dass der indicativo immer dann gewählt wird, wenn die Welt objektiv beschrieben wird und der congiuntivo dann, wenn eine subjektive Einstellung gegenüber der Welt bzw. Unsicherheit ausgedrückt werden soll, können wir uns fast denken, wie der Hase läuft. Ist das Ereignis in seiner zeitlichen Dimension genau bestimmt, dann verwenden wir den indicativo, ist dies nicht der Fall, ist also unklar, wie lange das Ereignis dauert, den congiuntivo.

Betrachten wir diesen Satz.

Solo dopo che uno abbia soddisfatto i propri bisogni, almeno quelli fondamentali, uno può mettersi al servizio degli altri.
Nur nachdem man seine eigenen Bedürfnisse befriedigt hat, zumindest die grundsätzlichen, kann man sich dem Dienst am Mitmenschen widmen.  

Wir wollen jetzt nicht über den philosophischen Inhalt dieses Satzes diskutieren, wir wissen, dass Friedrich Schiller das Gegenteil behauptet, im Moment geht es uns um die Niederungen des Alltags und auch der Alltag birgt Überraschungen. Wir haben es mit einem Phänomen der sogenannten consecutio temporum (man könnte auch Zeitenfolge sagen, aber das tönt nicht so gut) zu tun, das uns später, im Kapitel über eben jene consecutio temporum, noch beschäftigen wird.

Im Deutschen verwenden wir jetzt das Perfekt, das üblicherweise (wir haben darüber schon ausführlich im Kapitel über die Zeiten diskutiert) verwendet wird, wenn ein Vorgang zu schildern ist, der sich zwar in der Vergangenheit ereignet hat, dessen Auswirkungen aber noch in der Gegenwart des Sprechers zu spüren sind. Hier jedoch, verhält es sich anders. Das Perfekt, "...befriedigt hat" ist ein Perfekt, wird hier aber verwendet, um ein Ereignis zu beschreiben, dass in der ZUKUNFT beendet sein wird. De facto handelt es sich um einen Futur II (...befriedigt haben wird), dieser jedoch kann im Deutschen in einem Kontext, in dem die Vollendung der Handlung in der Zukunft lediglich hypothetisch angenommen wird, nie verwendete werden, bzw. ist stilistisch sehr problematisch.

korrekt: Wenn er mich angerufen hat, bin ich schlauer.
falsch: Wenn er mich angerufen haben wird, bin ich schlauer.

Das Perfekt kann im Deutschen aber auch das Futur II in einem nicht hypothetischen Zusammenhang vertreten.

Morgen um diese Zeit werden wir die Arbeit beendet haben.
Morgen um diese Zeit, haben wir die Arbeit beendet.

Dies ist im Italienischen nicht möglich. Das congiuntivo passato imperfetto kann das Futur II nur in einem hypothetischen Zusammenhang vertreten.

Nach der Konjunktion dopo che ist im Italienischen der congiuntivo passato prossimo zu wählen, wenn die Vollendung des Ereignisses lediglich hypothetisch angenommen wird, der Indicativo, wenn sich der Vorgang auf die Vergangenheit bezieht, also vollendet ist.

Ende nur hypothetisch angenommen (congiuntivo di passato prossimo)
La forza pubblica non può entrarvi, se non per ordine del Presidente e soltanto dopo che sia stata sospesa la seduta.
Die Ordnungshüter dürfen nur auf Anordnung des Präsidenten hinein und nur nachdem die Sitzung aufgehoben wurde.
Ende eindeutig bestimmt (indicativo di passato prossimo)
Dopo che ha confessato l'omicidio dei quattro ragazzi e un vecchio tentativo di rapina l'hanno mandato in prigione.
Nachdem er den Mord an drei Jugendlichen und einen weiter zurück liegenden Vergewaltigungsversuch gestanden hatte, schickten sie ihn ins Gefängnis.

Man sollte jetzt sehen, dass sich in diesem Fall das congiuntivo di passato prossimo auf die Zukunft bezieht, das indicativo di passato prossimo aber auf die Vergangenheit.

Weiter sollte man sich das im Kapitel infinite Verbformen bereits Gesagte nochmal in Erinnerung rufen. Ist das Subjekt des Verbes des durch die Konjunktion "dopo che" eingeleiten Nebensatzes identisch mit dem Subjekt des Hauptsatzes, dann kann auch mit einem Infinitiv konstruiert werden.

a) Dopo che aveva finito il suo lavoro, andò a casa.
b) Dopo aver finito il suo lavoro, andò a casa.
Nachdem er seine Arbeit beendet hatte, ist er nach Hause gegangen.

Wir können uns bei dieser Gelegenheit noch klar machen, dass diese Sätze grammatikalisch höchst unterschiedlich sind. Bei a) ist "dopo che" eine Konjunktion und leitet einen Nebensatz ein, bei b) ist "dopo" eine Präposition, die vor einem Substantiv steht, der Infinitiv ist ein substantivierter Infinitiv, und vor einem Substantiv steht nun mal eine Präposition und keine Konjunktion. Man sieht das deutlicher, wenn man ihn durch ein Substantiv ersetzt, die Konstruktionen sind strukturgleich.

Dopo aver finito il suo lavoro, andò a casa.
Nachdem er seine Arbeit beendet hatte, ging er nach Hause.
Dopo il pranzo andò a casa.
Nach dem Mittagessen ging er nach Hause.

Weiter wissen wir auch bereits aus dem oben genannten Kapitel über finite Verbformen, dass Temporalsätze zu der Sorte von Nebensätzen gehören, die durch einen Gerundio ersetzt werden können.

Avendo finito il suo lavoro, andò a casa.
Nachdem er seine Arbeit beendet hatte, ging er nach Hause.

Was oben anhand der Konjunktion "dopo che" exemplarisch gezeigt wurde, dass manche Konjunktionen je nach Kontext den congiuntivo oder den indicativo verlangen, und dass bei Subjektgleichheit auch mit dem Infinitiv zu konstruieren ist, gilt analog auch für einige andere Konjunktionen. Genauer gesagt. Das Spiel, dass bei Subjektgleichheit auch mit einem Infinitiv konstruiert werden kann, funktioniert nur, wenn es zu der Konjunktion die passende Präposition gibt. Ersetzen wir einen Nebensatz, der durch eine Konjunktion eingeleitet wird, durch eine Infinitivkonstruktion, dann ist der Infinitiv ein substantiviertes Verb, wir brauchen dann also eine semantisch gleichwertige Präposition.






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